Merry Meet

 

Lughnasad, der Beginn der Getreideernte, auch bekannt als Lammas, die «Laib-Messe», markiert den ersten August als Zeit des geschnittenen Korns. Im Wicca-Mythos opfert sich der Gott des Korns in dieser Phase, um den ewigen Kreislauf des Lebens aufrechtzuerhalten. Seine Wiedergeburt ist bereits gesichert, und so zieht er sich zurück, um Kraft zu schöpfen, bevor er zu gegebener Zeit wiedergeboren wird und die Vegetation – und damit sich selbst – erneut zum Leben erweckt.

Das Fest ist nach dem keltischen Sonnengott Lugh benannt, einem König der Tuatha Dé Danann, dem legendären Feenvolk. Man fand in Überlieferungen, dass früher oft Wettbewerbe und Spiele unter jungen Männern ausgetragen wurden, um den symbolischen Kampf zwischen Licht und Dunkelheit, zwischen Lugh, dem Lichtergott, und Balor, dem Dunklen, nachzuvollziehen. Obwohl diese Spiele rau waren, beobachteten die Römer, dass danach Küsse und Umarmungen ausgetauscht wurden, um den freundschaftlichen Aspekt zu betonen. Auch beherztes Händeschütteln gehörte dazu.

Ein weiblicher Aspekt des Festes ist die Verehrung der Feen- und Erntegöttin Aine. Obwohl sie, wie viele alte Gottheiten, im Zuge der Christianisierung dämonisiert und ihr unpassende Dinge zugeschrieben wurden, erfährt sie heute durch ihre Verbindung und Regentschaft über das Feenreich wieder zunehmend positive Beachtung. Alte Geschichten besagen, dass die Feen an Lughnasad und in der Zeit danach besonders aktiv sind.

Traditionell wurde aus dem ersten Korn der Ernte Brot gebacken und den Kräften der Natur und Jahreszeit «geopfert». Diesen Brauch pflegte auch die Kirche an Lammas in ähnlicher Form mit ihren Ritualen und Heiligen. Auch im Hexentum ist das Backen und Teilen von Brot sowie das Zurückgeben eines Teils an die Natur ein Ritual, das von einigen praktiziert wird.

Auch Feuer- und Räucherrituale sind Teil des Festes. Heutzutage sind Feuer im Freien jedoch je nach Ort und Klima aus Sicherheitsgründen (Trockenheit) nicht immer möglich (dieses Jahr aber schon, da es doch mehr regnet). Oftmals wurden und werden Höhenfeuer entzündet, um die Sonnenkraft zu stärken und dem sterbenden Sonnengott noch einmal die Ehre zu erweisen. Geflochtene Strohpuppen werden diesen Feuern oft übergeben, um den symbolischen Opfertod des Gottes darzustellen. Dies wird auch in der Tradition der Wicca an diesem besonderen Tag oft umgesetzt, und so mancher selbst gebastelter Korngenosse landet feurig im Kessel oder im 1. August-Feuer.

Letztlich aber lädt der eigene Quell der Kreativität und Dankbarkeit ein Jahreskreisfest mit Energie und Bedeutung auf. Jeder Akt der Bewusstwerdung, des Erfühlens der Zeitqualität und der Dankbarkeit an die Erde und an jene Elemente, die durch ihr Zusammenspiel für das Leben auf Mutter Gaia verantwortlich sind, kann zum «Ritual» werden.

Da der 1. August hier in der Schweiz auch Nationalfeiertag ist, kann jedes Feiern und Zelebrieren dieses Tages im Inneren dem Sonnengott und seinem Opfer gewidmet werden. Warum nicht einen Teil des traditionellen Brunches beiseitelegen, um ihn dann dankbar den Tieren bzw. der Natur zu übergeben, so es tierverträgliche Lebensmittel sind?

Die nächsten ein bis drei Wochen nach Lughnasad standen oft im Zeichen von Feierlichkeiten, Tanz, Freude und Erholung. Auch ist es ein Fest, dass man nicht immer am 1. August feierte, sondern oft nach den Ruhetagen und dem Sonnenstand ausrichtete.  Schon damals waren die Augusttage eher zum Ausruhen gedacht, bevor die eigentliche Erntearbeit und die Vorbereitungen auf den Winter Energie und Ausdauer forderten. Der August war bereits vor dem Klimawandel als heissester Monat bekannt, und Feldarbeit bei Hitze war eine Qual. Dieses Jahr jedoch, scheint der Juni dem August den Rang abzulaufen 😉

Wie auch immer ihr feiert: Ich wünsche euch ein gesegnetes Lughnasad und viel Lebensfreude im August.

Sich der Gaben von Göttin und Gott bewusst zu bleiben und Dankbarkeit zurückzugeben, ist das ganze Jahr über wichtig. Doch wie an jedem Jahreskreisfest ehrt ein Ritual, eine spezielle Meditation oder eine mit der Zeit verbundene Aktion das Göttliche ganz besonders. Dies lässt sich auch durch die kollektive Energie all jener erklären, die an diesem Datum feiern oder die ebenfalls im Bewusstsein dieses Sabbats aufgehen. Und es ist besser, etwas Kleines, aber Bewusstes und von Herzen kommendes zu praktizieren, als ein grosses Ritual, bei dem man nicht ganz bei der Sache ist. Dies gilt jedoch für alle Feste 😉

Blessed Be, Blessed Lughnasad, Blessed Lammas

Euer Dreamdancer/Wilhelm