Alle Jahre wieder, Anfang Mai, kehrt es wieder, das Fruchtbarkeits-Fest „Beltane“ dessen Nacht davor als Walpurgisnacht bekannt ist. Und an dem Sexualität, Fruchtbarkeit, Lebensfreude und vor allem Lebenslust im Vordergrund stehen
Ironisch, denn Walburga, nach der die Nacht später benannt wurde, war als Äbtissin eher lustfeindlich und sie läutete in den Nächten vor dem Maienfest fleissig die Kirchenglocken, damit das Geläut die Hexen und Heiden auf Distanz halten würden. Was diese natürlich nicht davon abhielt später mit dem Maienbaum und anderen symbolhaften Bräuchen direkt vor die Kirche zu rücken. Ganz unschuldig im Tanz um den Phallus Maibaum und vereinigt in bunten Bändern. Und der stärkste und potenteste kletterfreudigste junge Mann eroberte den Schoss den Kranz.
Heutzutage ist man – den Göttern sei Dank – etwas aufgeklärter und die umfassendere Sinnhaftigkeit von Beltane, die weit über das Sexuelle hinausgeht, ist wieder präsenter. Liebe, Lust und Leidenschaft regieren als Thematik des Festes immer noch und in der Wicca-Tradition ist es denn auch die Vereinigung von Göttin und Gott in dieser Nacht, die mit ihrer Ekstase und Lebensfreude Fruchtbarkeit über das Land bringen.
Und auch wenn die Fruchtbarkeit im Rahmen der „Vermehrung“ unserer Spezies sicher nicht mehr so wichtig ist wie in den Zeiten hoher Kindersterblichkeit, als diese Riten auf den Feldern und Hainen gefeiert wurden, so sind in Zeiten der zunehmend spürbaren Trockenheit die physischen „Fruchtbarkeitshintergründe“ doch wieder ein Aspekt, dessen Wichtigkeit an Beltane wieder zunimmt. Schliesslich ist der Regen der „Same“ des Gottes der die Erde, den Schoss der Göttin, befruchtet. Und ja: Mensch regt sich auch heutzutage noch schnell auf, wenn Regenwetter die Freizeitplanung vermiest, aber ehrlich: wir brauchen regelmässigen Regen dringlichst, so schön Sonnenschein auch ist.
Und so wie sich die Liebenden früher ums Feuer vergnügten um mit ihrem Akt diese Energie auf die Erde zu übertragen so soll natürlich auch heute diese Freude die Erde fruchtbar machen. Energie ist Energie und „alle Akte der Liebe und der Leidenschaft“ – auch nicht sexuelle – sind Rituale zu Ehren der Göttin.
Ein sexueller Akt ist heute kaum bis gar nicht mehr ein praktizierter Bestandteil der Walpurgisnacht oder des Beltane-Festes, aber ihre Vereinigung lässt sich nach wie vor auf viele Arten symbolisch vollziehen.
Der Grossteil jener, die an Beltane feiern, weiht den heiligen Kelch (Schoss der Göttin) mit dem Athame oder Stab (Phallus des Gottes) um den sich darin befindlichen Met/Wein/Saft mit der Kraft der Ganzheit zu weihen, die sich dann auf die TeilnehmerInnen übertragen soll.
Oder/und man tanzt am 1. Mai um den Maibaum und verknüpft bunte Bänder die diese Vereinigung fröhlich symbolisieren.
Inzwischen gibt es viele Rituale die auf ihre eigene Art den Zauber von Beltane einfangen und egal ob alleine oder in der Gruppe: die Wichtigkeit von Animus und Anima, Männlich und Weiblich, Yin und Yang sowie deren Untrennbarkeit stehen im Zentrum. Und das geht auch mit zwei Frauen, zwei Männern, einfach indem man beide Aspekte in sich ehrt, denn jeder Mensch hat diese in sich und wenn sie zusammenkommen entsteht Fruchtbarkeit in unendlicher Vielfalt, ausgedrückt in kreativer Offenbarung.
Was macht Beltane heute so besonders wichtig?
Beltane ist ein Fest bei dem die Lebensfreude in den Vordergrund rückt. In Zeiten die von vielen als so unsicher empfunden werden und die es tatsächlich auch wieder etwas mehr sind (dank der rückwärts gerichteten, politischen Entwicklung mancherorts, den Kriegen, den USA und ihrem seltsamen Präsidenten, den Veränderungen im Klima die auch wir mit der zunehmenden Trockenheit spüren, den wieder zunehmenden Zerstörungen an der Umwelt, etc.) stellt ein freudvolles Festen für manchen eine Herausforderung dar.
Aber sind wir einmal ehrlich: so richtig „sicher“ sind wir eigentlich nie, auch nie gewesen, und deshalb sollte das Leben in Licht und Schatten zelebriert werden, damit wir mehr Freude in das kollektive Netz einspeisen. Und wir sollten darüber hinaus erst recht so gut als möglich bei uns bleiben und das innere Gleichgewicht fördern, um in stürmischen Zeiten nicht mitgerissen zu werden und trotzdem im Vertrauen zu sein. Allerdings bedeutet das nicht, alle sozialen Aspekte zugunsten des Egos zu negieren.
Das „Ich Ich Ich“ hat in der heutigen Zeit (und dank vieler missverstandener Selbsthilfe- und Coachingbücher, sowie als „Social Media Nebenwirkung“) wieder einen eher ungesunden Platz in unserer Gesellschaft eingenommen und sich in den Vordergrund gedrängt. Echtes Mitgefühl und authentische Nächstenliebe sind auf dem absteigenden Ast, obwohl gerade dies zwei ausschlaggebende Faktoren für Fortbestand und Fortschritt unserer Spezies sind und waren.
Und was eignet sich (neben Meditation) besser zum zelebrieren der positiven fruchtbaren Kräfte, als Kreativität. Tanz. Sex, Freude, schwitzen, lachen, trommeln, küssen, knuddeln und ein offenes Herz das mit seinem pulsieren auch den Verstand ins Gleichgewicht bringt?
In einer Welt die die Negativität derzeit so zu zelebrieren scheint, auch wenn Werbung und Co „heile Welt“ vorspiegeln, und in der so manche alte Kräfte sich durch das Säen von Angst, dem Erschaffen von Feindbildern zum Eigenzweck sowie dem Einimpfen von Schuldgefühlen am Leben halten, ist jeder selbst dafür verantwortlich den richtigen Rhythmus zwischen Licht und Schatten zu finden und sich nicht von diesen Kräften in Bann schlagen zu lassen.
In Zeiten von Facebook, Google, TikTok, Instagram und Co nicht immer einfach, aber lohnenswert.
Und es gibt doch noch so viele wunderbare Dinge die uns nähren, für die wir dankbar sein dürfen und auf die wir die Aufmerksamkeit richten sollen.
Beltane ist ein wichtiges Fest, weil es die Freude in den Vordergrund stellt. Weil es uns daran erinnert wie natürlich die Dinge eigentlich waren bevor man das Leiden zur Tugend erhob. Weil es uns bewusst macht, dass in einem Herz voller Freude auch der Schlüssel zu Erfüllung im Hier und Jetzt verborgen ist. Und um das Licht zu zelebrieren müssen wir auch mit dem Schatten tanzen lernen.
Das auf der anderen Seite des Globus nun Samhain gefeiert wird, und somit die Dunkelheit, ist bezeichnend. Zwei Seiten, ein Planet. Ein ganzer Organismus. Untrennbar…
Blessed Beltane und viel Freude.
Mögen Göttin und Gott sich dieser Tage bewusst in Euch vereinen und somit das Beltanefeuer IN Euren Herzen entflammen, damit es Liebe, Kreativität, Mitgefühl und die Kraft des „Miteinander“ nährt.
Und damit natürlich auch die Freude an Eurer Sexualität 🙂
In unserem Beltane Ritual sind wir alle Priesterinnen und Priester. Wir weihen unseren Kelch mit Kreativität, Lebensfreude, Optimismus, Hoffnung und Fruchtbarkeit auf allen Ebenen um dann gemeinsam den gesegneten Met zu teilen und das Göttliche im Innen und Aussen zu ehren. Im Kreis, aber im Geiste auch mit all jenen die in diesen Tagen diese heilige Zeit zelebrieren.
Manche feiern wild und ekstatisch Partys ums Feuer und zelebrieren die pralle Lebensfreude, sind damit wohl nahe an den Festen unserer heidnischen Vorfahren.
Beltane ist übrigens ein bewegliches Fest und wird nicht von allen in der Nacht auf den ersten Mai begonnen. Viele, vor allem Coven und Ritualgruppen müssen sich oft auf ein Datum einigen und legen es an für alle passende Wochenende. Oder manchmal auch auf den nahen vollen Mond, dessen Symbolik der Fülle und Fruchtbarkeit natürlich dann die passende Energie und das richtige Licht spendet. Auch nach astronomischen Werten wird der Termin manchmal ausgerichtet.
Und wenn es regnen sollte dann ist auch das ein Grund zur Freude, denn dann segnet dieser das Land und die fruchtbare Erde. Beltane live und im Wetter, sozusagen 😉
PS: Wer in diesem Text Fehler, Wortwiederholungen und Rechtschreibfehler findet, der darf sie gerne behalten *grins*. Dafür ist es auch ein selbstgeschriebener Text 😉
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