Es ist nicht von der Hand zu weisen das Wicca, eine von Gerald Brousseau Gardner in den Sechzigern ins Leben gerufene Tradition die auf Initiation, Covenarbeit und heidnischen sowie zeremonialmagischen Elementen fusst, in Sichtweise und Praxis jener Menschen die sich als „neue Hexen“ bezeichnen eine grosse Rolle spielt und das Bild heute enorm prägt. Denn während „Hexe“ eben eigentlich nicht gross an Regeln, wohl aber an ein gewisses Können gebunden ist, leben die meisten die sich heute als „Hexe“ bezeichnen nach einer Ethik und innerhalb einer Ritualpraxis die von Wicca und anderen Naturreligionen wie dem Neo-Druidentum gezeichnet ist. Im positiven Sinne, wohlgemerkt.
So stehen für die seriösen Wanderer dieses magischen Pfades oft Werte wie Selbstverantwortung, stete Weiterbildung, Heilung (in erster Linie erst einmal sich selbst), die Wiccan Rede („Tu was Du willst aber schade niemandem“ als philosophische, lebenslange Denkaufgabe), tägliche Praxis und Verbindung mit dem Göttlichen im Innen und Aussen (Gebet, Meditation, Tanz, Kreativität, usw…) und das Bewusstsein von Ursache und Wirkung im Vordergrund („alles was Du tust hat auch Auswirkungen auf Dich“). Ein Ethik-Netz das sich über einen Grossteil der Traditionen spannt und innerhalb dessen sich auch viele Eklektiker auf Solopfaden sich bewegen. Das Zelebrieren des Wicca-Jahreskreises mit seinen acht Festen ist ebenfalls etwas, das heute in fast allen Hexenbüchern in den Vordergrund gestellt wird. Dieser Jahreskreis, der im wesentlichen auf vorchristlichen Bräuchen beruht und der das Werden und Vergehen innerhalb der Natur beschreibt, wird inzwischen Feiern von acht(!) Festen ist eben etwas das so erst in Wicca praktiziert wurde als Resultat einer Zusammenlegung der keltischen und nordischen Hochfeste durch Gardner und Co.
Auch das Arbeiten mit Gottheiten und anderen Wesen der Innen- und Aussenwelten gehört zu Lehre und Erfahrung, was den schamanischen Charakter der Hexe hervorhebt, das in der Ritualistik mit der es oft verbunden wird jedoch eher an der Wicca-Praxis und derer ritualmagischer Wurzel orientiert ist.
Etliche bringen auch heute mit dem Hexentum das Praktizieren von „Magie“ in Verbindung, doch unabhängig davon wie man „Magie“ für sich definiert: magische Praxis ist weder im Hexentum noch in Wicca eine Voraussetzung, die Arbeit in veränderten Bewusstseinszuständen zwecks Erkenntnis und Lernen ist jedoch sehr wohl etwas das sowohl Wicca (oft über die hermetisch angehauchte Ritualistik, Chants, etc…) als auch die Hexe (mit schamanischen Praktiken wie Trommel, Trance, etc. …) beherrschen sollten. Denn die Arbeit auf dem Zaun „zwischen den Welten“ ist eine essentielle Grundlage. Genauso wie die notwendige Erdung und das Lernen des Auseinanderhaltens von Fantasie und tatsächlichem Erleben.
Und die wichtige Frage: praktizieren Hexen „schwarze oder weisse Magie“? Nicht unbedingt! Denn Magie wird im seriösen Hexentum zur Heilung und Weiterentwicklung des eigenen Selbst genutzt und die Polarisierung ist eher ein Nachhall einer kirchlich christlichen „Gut/Böse“ Geschichte in der es um Angst und Macht geht, zwei Dinge die generell und religionsunabhängig oft das menschliche Wesen beherrschen. Natürlich auch das einiger Hexen, Wicca, aber auch Katholiken, Schamanen, ect..
Das Erkennen der eigenen Ängste, Muster, und die Arbeit mit hellen und dunklen Anteilen im Sinne der Ganzheit, der eigenen Göttlichkeit und des Göttlichem in allem jedoch ist es, das oft auch mittels Magie gefördert und er- bzw. verarbeitet wird. Und die moderne Hexe hat schon längst realisiert, das Magie und Psychologie so verschieden nicht sind und einander oft die Hand reichen, in Theorie und Praxis.
Dieser Beitrag trägt den Titeln „Moderne Hexen heute“ und so kommt man nicht umhin hier eine Definition zu treffen und eine kleine Zusammenfassung zu bieten, auch wenn eine genaue Betrachtung noch viele viele Zeilen mehr beanspruchen würde:
Die heutige, moderne Hexe ist oft , aber nicht immer, von Wicca geprägt, widmet sich der Heilung an sich selbst und der Umwelt, schafft nach einer Ethik und oftmals innerhalb einer Tradition. Sie ist der Arbeit zwischen den Welten mächtig und arbeitet auch und vor allem an sich selbst um darüber die eigene Realität mit jener im Aussen in Einklang zu bringen. Magie kann, muss aber nicht praktiziert werden, wohl aber die Heilung an sich selbst.