Samhain:  Welche Ahnen wollen wir einst sein?

Wie jedes Jahr beginnt für die meisten Hexen und Heiden die «Zeit ohne Zeit» in der Nacht auf den 1.November. Einige feiern das neue Jahr bereits dann, während andere einfach das Ende des alten Jahres zelebrieren und von dort weg eintauchen in eine Phase, in der die Schleier bis zur Wiedergeburt an Yule sehr dünn bleiben.

Und seien wir mal ehrlich: das bleiben sie auch darüber hinaus. Nicht nur wegen der Rauhnächte, die in den letzten paaren Jahren eine kommerzialisierte Wiedergeburt erleben, die ihresgleichen sucht.

Doch so ist das auch im Bereich der spirituellen Angebote und Themen: sie müssen sich immer wieder aufs Neue erfinden, um relevant zu bleiben.  Dass dabei so manches mit einem neuen Gewand versehen wird, um in den Zeitgeist zu passen und um den Anforderungen der Gegenwart zu entsprechen, wird akzeptiert. Und es macht durchaus Sinn.

Denn in einer Zeit in der die Natur wie wir sie kennen ums Überleben kämpft, ist es natürlich sinnvoller den Vorstellungen einer vergangenen Naturnähe voller Respekt und Liebe nachzueifern, als zu akzeptieren, dass auch unsere Vorfahren bereits Raubbau an der Natur betrieben und auch «heilige Hölzer» rodeten, um sie für den Waffenbau zu verschachern.

Die Eibe kann hier ein Lied davon singen.

Und der «edle Druide» ist wohl ein besseres Rollenmodell in der Zeit von heute als der wilde Druide, der in einer Schlacht vor Beginn eben dieser vor die Heerschaaren pinkelte und fluchte wie ein Rohrspatz (und anderes) um diese einzuschüchtern, bevor der eigentliche Kampf begann.

Was dies mit Samhain zu tun hat?

So einiges, denn wie kein anderes Fest im Jahreskreis, ist Samhain auf die Beschäftigung mit der Vergangenheit ausgelegt. Denn schliesslich ehren wir unsere Ahnen (jene Bande, die auf Blut beruhen, aber ebenso jene die auch ohne Blutsverwandtschaft zu unserem Familienkreis gehören und/oder die einen Einfluss auf uns hatten und Teil unserer eigenen Geschichte wurden).

Wir werden uns auch unserer eigenen Vergänglichkeit bewusst und sollten uns die Frage stellen, zu welcher Art «Ahne» wir uns einst selbst zählen wollen? Zu jenen, derer man in Liebe und Freude gedenkt, oder zu jenen die unsere Nachfahren einst nicht unbedingt in guter Erinnerung halten.

Denn eines ist auch für uns klar: Ahnenarbeit heisst nicht, sich mit allen versöhnen zu müssen.

Niemand zwingt uns dazu auch jenen Ahnen die Ehre zu erweisen die gewalttätig waren, die Leid verursachten oder die einfach keine guten Menschen waren. Auch wenn wir ihnen um unser selbst Willen verzeihen sollten und vielleicht sogar so einiges dransetzen können, um ihre Eigenheiten nicht zu wiederholen, sondern um die Ahnenlinie zu heilen, indem wir es anders machen als sie.

In der «Zeit ohne Zeit» die nun ansteht, und in der die Schleier dünn sind, können wir – beschützt von Göttin und Gott, geführt von der «Weisen Alten» und von unseren Ahnen – eintauchen in die Beschäftigung mit unseren Wurzeln. Leichter in die Anderswelten gelangen um dort den Verbund mit den Kräften, die uns begleiten, zu stärken. Aber wir sollten uns auch darüber im Klaren sein, dass dünne Schleier auch «dem drüben» den Zugang zu unserer Welt leichter machen.

Und oft ist es unsere eigene Resonanz, die dafür mitverantwortlich ist, wie wir diese Besuche von drüben interpretieren, bzw. welche Kräfte sich überhaupt angezogen fühlen.

Das magische Motto «Erkenne Dich Selbst» ist nun wichtiger denn je und «Wie Innen so Aussen, wie Oben so Unten» vibriert in der dunklen Jahreszeit noch ein bisschen intensiver.

Um vorwärtszukommen, müssen wir aus der Vergangenheit lernen, um nicht die gleichen Fehler zu machen wie zuvor oder, im weiteren Sinne, um nicht die Fehler unserer Vorfahren zu wiederholen, die letztlich auch Mensch waren, so wie wir.

Dazu müssen wir aber ehrlich sein und uns getrauen genau hinzusehen. Im Innen wie im Aussen. Ohne zu werten und mit Blick und Handeln aufs und im Jetzt, dass die Wegweiser für die Zukunft stellt. Und alles daransetzen, an dieser Zukunft mitzuarbeiten. Egal wie gross oder klein die Erfolgsaussichten sind und ob wir es zu unseren Lebzeiten noch erleben. Und egal ob wir dabei Fehler machen, nicht immer obenauf sind dabei oder gelegentlich gar ins Fettnäpfchen treten: Hauptsache wir bleiben dran und lernen daraus. Tun was wir können und was im Rahmen unserer Möglichkeiten liegt. Und unsere Möglichkeiten sind nicht ans Materielle gebunden. Sie beginnen in und mit unserem Herzen und damit, wie wir mit unseren Mitmenschen und der Natur umgehen.

Denn eben: als was für Ahnen wollen wir einst gelten?

Kleine Inspirationen für die Samhain-Zeit

Es ist eine Herausforderung. Wie jedes Jahr ruft in uns alles nach Ruhe und Reflektion und gleichzeitig fährt gegen Jahresende der kommerzielle Betrieb auf allen Ebenen hoch. Weihnachten steht vor der Tür, Jahresabschlüsse und all der Stress und die Hektik, die in unserer westlichen Gesellschaft so zur Gewohnheit wurden.

Doch das soll einen nicht davon abhalten, dem Ruf zu folgen.

Regelmässige Meditation ist hier ein guter Anfang.  10-15 Minuten täglich hinsetzen und auf den Atem fokussieren. Und wenn die «Gedankenwaschmaschine» beginnt auf Hochtouren zu laufen, dann akzeptieren und wieder zum Atem zurückgehen. Egal wie lange dieses «hin und her» sich abspielt: es lohnt sich und so wirst Du mit der Zeit zum Beobachter Deiner Gedankenwelt und nicht von ihrem Strudel mitgerissen. Wichtig ist das Dranbleiben.

Ein Platz auf unserem Altar oder anderswo, an dem wir kleine Speise und Trankopfer hinterlassen, die unsere – ins Sommerland gereisten – Familienmitglieder, Freunde und auch die vierbeinigen Schätze, die uns begleiteten, gerne hatten. So halten wir die Erinnerung an sie wach und erweisen ihnen die Ehre. Laden sie in dieser magischen Zeit zu uns ein.

Räuchern trägt unsere Botschaften in den Himmel und die Anderswelten. Wacholder, Beifuss, Fichtenharz, sie alle passen zur Zeit. Reinigen, klären und schützen uns auf unseren Innen- und Andersweltreisen.

Musik auflegen, von der wir wissen, dass sie gemocht wurde. Oder unseren Ahnen ein Tänzchen bewusst widmen. Das tut auch uns gut und hält die Energie im Fluss von der ein Teil als «Opfer» an die Götter und Geister abgegeben wird (wenn es sehr leidenschaftlich ausfiel, dann erden nicht vergessen).

In manchen Traditionen versprüht man Parfum zu Ehren der Ahnen über dem Altar.

Es kommt nicht so sehr darauf an, ob Du ein grosses Ritual zelebrierst oder eher kleine Dinge bevorzugst, die über einen längeren Zeitraum mit Bewusstsein und Aufmerksamkeit erfüllt werden. Im Gegenteil: was bringt ein grosses Ritual, wenn man die Themen dann im Alltag wieder vergisst oder hintenanstellt? Das ist wie ein sonntäglicher Besuch in der Kirche an dem man betet und fromm ist und dann nach dem Besuch wieder so zweifelhaft weitermacht wie bisher. Besser den Alltag mit Spirit und Bewusstsein erfüllen, als grosse spirituelle Rituale ohne «Langzeitwirkung» abzuhalten.

Das Hexentum ist lebendig und voller Kreativität. Kreativität ist der Ausdruck des Göttlichen in der Welt. Man sollte nur nicht die Kreativität darauf beschränken, um kreative Ausreden dafür zu finden, warum man etwas nicht macht.

Unsere Ahnen rückten in der dunklen Jahreszeit zusammen, erzählten sich Geschichten und schufen mit jeder Geschichte die Erinnerung und Realität neu.

Und derer gibt es viele, und jede individuelle Realität hat Einfluss auf die Kollektive.

Es gibt vieles, wofür wir unseren Ahnen danken können in dieser Zeit. Vieles das so alltäglich wurde, dass wir es kaum mehr als etwas Besonderes wahrnehmen. Und unsere gegenwärtige Realität ruht auf den Schultern unserer Vorfahren.

Zu welcher Realität magst Du beitragen?

Welcher Ahne möchtest Du sein?

Blessed Be
Blessed Samhain

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Nicht vergessen: Anmeldung für unsere beliebte Hexenschule „Crafting 2022“ sind ab sofort möglich. Und für Frühbucher gibt es ein Tarot-Set, ein Runen-Set sowie eine einstündige Beratung als Dankeschön dazu.