Während die meisten Hexen und Heiden das Samhain Fest traditionell in der Nacht auf den 1. November zelebrieren, werden dieses Jahr einige bereits den 30.Oktober vorziehen, denn da Samhain ein bewegliches Fest ist und man davon ausgeht das man früher den Neumond im November nutzte um die dünnen Schleier zu durchschreiten, so liegt dieser Oktober-Leermond diesmal so nahe am klassischen „Halloween“ Datum, das er sich nahezu auf dem Silbertablett anbietet.

Hexen NeujahrDas dritte Erntefest, dass auch gleich das Ende der Erntezeit zum Inhalt hat, läutet die „Zeit ohne Zeit“ ein. Samhain ist eben nicht nur eine Nacht und ein Fest an dem man der Ahnen und der ins Sommerland gereisten Freunde und Familienmitglieder (auch der tierischen) gedenkt, sondern eines das uns ebenso mit der eigenen Vergänglichkeit konfrontiert.

Denn so wie ein Teil der Vegetation sich nun zurückzieht um sich zu regenerieren und Kraft für den nächsten Frühling zu tanken, so werden auch wir einst die Schleier durchschreiten um uns auf den nächsten Zyklus vorzubereiten und neue Erfahrungen zu machen. In welcher Form und Realität: das wissen die Götter (und unsere unsterbliche Seele die – zumindest im persönlichen Mythos vieler) schon mehrmals in Cerridwens kosmischen Kessel hüpfte).

Es sind die „dunklen“ Göttinnen und Götter die viele an diesem Anlass in den Mittelpunkt stellen wobei es noch interessant ist sich mit diesen Gottheiten näher auseinanderzusetzen, da einige diese Bezeichnung zu unrecht tragen und der Unterwelt Aspekt schlicht einer ist der an Samhain in den Mittelpunkt gestellt wird. Oder aber man fokussierte sich auf diesen, da gewisse Gottheiten im Rahmen der Christianisierung mit teils dramatischem Effekt auf diesen Aspekt reduziert wurden um sie als „böse“ darstellen zu können.

Generell sollte man ein wenig im Hinterkopf haben, dass unsere oftmals gestörte und mit Angst verbundene Beziehung zur Vergänglichkeit vor allem darauf beruht das man das Konzept der Reinkarnation (das es Anfangs auch im Christentum gab) dann mit dem „Himmel/Hölle“ Konzept und dem Mythos von „Schuld und Sühne“ verwebte, wohl um Mensch zu Lebzeiten besser mittels Angst (vor der Bestrafung) manipulieren zu können.

Es ist bezeichnend das sogar einige besonders gern als „Alte“ dargestellte Göttinnen durchaus sehr lebendige und vitale Aspekte verkörpern. Selbst eine Göttin wie die Cailleach (eine hässliche Alte – aber mit sich durchaus zufriedene – Göttin des Winters) die mit ihrem kraftvollen Liebestrieb sich immer wieder junge und knackige Liebhaber holte und damit so gar nicht recht zum Klischee der „alten Hexe“ passen möchte.

Die Cailleach ist es auch die in vielen Ritualen (vor allem der druidischen Traditionen) in den Mittelpunkt der Aktivitäten gestellt wird, doch in Wicca ist es mehrheitlich die „Hüterin des Kessels“, Cerridwen, der die Ehre erwiesen wird. Doch auch sie entspricht, genau betrachtet, nicht wirklich nur den „dunklen“ Aspekten des Seins. Als Mondgöttin mit starkem Bezug zur Nacht jedoch kann man hier den Aspekt der Unterweltsgöttin durchaus nachvollziehen und er wird ihr ebenso gerecht.

dunklegoettinAndere „junge“ Göttinnen wie Inanna oder Persephone treten an Samhain ihre eigene Reise in die Unterwelt an um – je nach Mythos – dort Erfahrungen zu machen die sie letztlich stärker wieder aus dieser zurückzukehren lassen. Sie symbolisieren nicht nur die Wärme die sich vom Land zurückzieht (der Sommer der nun endgültig dem Winter weicht – man teilte früher die Jahreszeiten oftmals nur in Zwei auf anstatt in Vier) sondern auch unsere eigene Reise in das Unterbewusstsein, in die eigenen Tiefen um dort Erkenntnisse zu sammeln und dann mit diesen neu gewonnenen Erfahrungen wieder aktiv am Leben teilzunehmen.

Die „Zeit ohne Zeit“ dauert bis zum Yulefest an dem, mit der Wiedergeburt des Lichtes/des Sonnengottes, mit den ab dort wieder länger werdenden Tagen auch wieder die Hoffnung und das Licht zurückkehren in die Welt. Und so ist die Samhain Zeit wunderbar zur Meditation, Erkenntnisarbeit und Ahnenbeschäftigung geeignet. Wo kommen wir her? Wo stehen wir? Wo bewegen wir uns hin? Wem verdanken wir was? Wo haben wir vielleicht zu viel von unseren Ahnen übernommen? Die  Wurzeln ehren und annehmen, dem Leben danken und auch dem Tode, da er das Leben zu etwas besonderem macht und die Veränderungen ermöglicht.

Und dabei geht es, wie Ihr alle sicher wisst, nicht unbedingt nur um den physischen Tod sondern um die vielen Transformations-Momente die mitten im Leben stattfinden. Die neue Phasen und Übergänge einleiten die uns wachsen und gedeihen lassen.

Dieses Wochenende, an dem die Schleier zwischen den Welten dünn sind und auch die Geister und Ahnen uns näher rücken können als sonst, zelebrieren wir das Leben in dem wir der Toten gedenken, Speise- und Trankopfer für sie bringen oder ein Lichtlein für sie entzünden und ein paar Tränen mit ihnen teilen die ihnen die Ehre erweisen.

In Dankbarkeit für die von ihnen vorbereiteten Wege die uns Wissen und Tradition schenken, aber auch für unsere eigenen Pfade die wir gestalten und auf denen unsere Nachfahren einst wandern dürfen um wiederum ihre eigenen Spuren zu hinterlassen (wenn wir als Spezies es nicht vorher versauen und es schaffen schnellstmöglich ein wenig Achtsamer und Liebevoller mit der Natur, uns selbst wie auch unserem Umfeld umgehen).

JahreskreisderWicca

Mögen Lichter die Dunkelheit erhellen, Erinnerungen mit Liebe erfüllt sein und unsere eigenen Herzen vom Lebensfeuer gewärmt werden. Für eine bessere Innen- und Aussenwelt und mit Respekt für all jene die im Rahmen ihrer Zeit und Möglichkeiten Ihr bestes geben und gaben.

Auf ins neue (Hexen-)Jahr 

Blessed New Moon
Blessed Samhain

Wilhelm „Dreamdancer“ Haas, Oktober 2016

Und noch ganz kurz:

Danke Euch allen für Eure Treue. Die Zwischenwelt wurde im September heimlich still und leise bereits 15 Jahre alt und das ginge nicht ohne Euch. Denn gerade in wirtschaftlich herausfordernden Zeiten seid Ihr es die mit Einkäufen, Kursteilnahmen und dem Buchen von Beratungen ermöglichen, dass wir weiter unseren Beitrag in dieser Welt leisten dürfen. Dafür ein herzliches

MERCI

Achja, wer Form- oder Rechtschreibfehler findet der darf sie behalten 🙂