Licht im Innen, Licht im Aussen
Die Göttin Brigid ist mir, trotz meiner Arbeit mit dem keltischen Pantheon, erst während des letzten Jahres so richtig begegnet und ans Herz gewachsen.
Als Schirmherrin der modernen Druiden und Barden strahlt sie einen Zauber und eine Kraft aus, die ihre heilende Energie und das kreative Feuer das sie verkörpert mehr als nur erahnen lassen. Und in einer Zeit in der diese Qualitäten unserer westlichen Gesellschaft in jeder Beziehung gut tun würden lohnt es sehr, sich mit dieser keltisch irischen Gottheit zu befassen, um die sich doch so einige Geschichten ranken, inklusive jener – wohl bekanntesten – die ihre Transformation zu einer katholischen Heiligen beinhalten deren Feuer im irischen Kildare brennt und behütet wird.
Ihre starken Bande zum Druidentum sind ersichtlich wenn man sich im Internet auf ihre Spuren begibt denn gerade der bekannte OBOD (Order of Bards, Ovates and Druids) beherbergt reiche Information und Poesie auf seinen (englischsprachigen) Seiten.
Doch gerade auch im Umgang mit Brigid muss man sich der Tatsache bewusst sein, das viele ihrer Interpretationen und Betrachtungen basierend auf wenigen Quellen stattfanden und finden, und deshalb so manche Bewusstseinsfilter das Bild dieser Göttin in Geschichte und Schrift mit beinflussten.
Doch das soll uns nicht davon abhalten, sie im Glanz der Gegenwart zu verehren und sich dabei auf die wunderbaren Eigenschaften zu fokussieren, die heute im Kollektiv erfahren werden können und die sie – berechtigterweise – zu ihrem wichtigen Stand bei den Druiden und auch vielen keltisch orientierten Wiccas erhoben.
Als Feuergöttin die des Schmiedens mächtig ist erstreckt sich ihr Wirkungsbereich von der Handwerkskunst über die Kunst und Poesie bis zur Position als mächtige, lichte Göttin der Heilung deren heilige Flamme uns liebevoll Wärme und Inspiration schenkt, wenn wir es pflegen. Und auch wenn man sie heute manchmal als „Triple Goddess“ (dreifache Göttin) verehrt, so ist dies nicht historisch gesichert und wird oft der modernen Interpretation zugeordnet.
Persönlich nehme ich sie als Göttin wahr, deren Energie mütterlich und mit der Kraft einer reifen Frau vibriert, die weiss wer sie ist, die in ihrer Mitte angekommen ist und aus dieser heraus handelt. Auch wenn Brigid selten als klassische Muttergöttin gesehen wird. Eher kann man davon ausgehen, dass sie – in logischer Konsequenz – als Göttin auf der Höhe ihrer Zeit die Weisheit der Jugend und des Alters in Symbiose mit dem mütterlichen Aspekt verkörpert. Der Historiker und Schriftsteller Ronald Hutton beschreibt sie übrigens als die „friedfertigste/liebevollste“ unter den irischen Gottheiten die auch mythologisch am umgänglichsten erscheint.
Dank ihrem Aspekt als heilende Göttin in Verbindung mit jenem Lebensfeuer das ihre kreative Kraft ausdrückt, darf man sie durchaus in Ritualen und Anrufungen zu diesem Zweck in den Kreis laden oder die individuelle Arbeit zum Erschaffen dieser Energien mit ihr abstimmen und in Einklang bringen. Und tatsächlich liegt in der Kreativität eine enorme, heilende Kraft.
Viele Therapien setzen durch malen, tanzen, singen, schreiben und andere kreative Handlungen Kräfte frei, die in der gewöhnlichen Therapie so kaum möglich wären. Und auch ausserhalb des therapeutischen Rahmens sind es kreative Prozesse, die den Menschen lebendig und „göttlich“ machen, die das Leben an sich bereichern und zu neuen Erfahrungen und Austausch mit der Umwelt anregen. Jedoch bleibt eine Idee, eine Inspiration recht leblos, wenn sie nicht in die Umsetzung gelangt und hier kommt einem eben jene andere Brigid-Energie zu Hilfe die diese Göttin ausmacht: jene feurige Kraft die aus dem Ideenfunken dann auch „das Produkt“ schmiedet. Sozusagen dafür sorgt das sich das Geistige ausdrückt, in die Materie gelangt. Wen wundert es, das die heutigen Barden so einen innigen Kontakt zu ihr pflegen und halten?
„Lasse mich zu dir kommen durch die Nebel, durch das Feuer, durch die Pflanzen, durch die tiefen sprudelnden Quellen, mit Ideen, mit Visionen, mit Worten, mit Musik, leiser als deine Ohren hören. Lasse mich dich bewegen, dich beleben, dich anregen – bis sich dein Blickwinkel verschiebt und Körper, Geist und Seele explodieren und du staunend stehst im Sog deiner neuen Einsichten …. und spürst, das Leben ist schön“ ………
…(aus dem Göttinnen Geflüster von Amy Sophia Marashinsky und Hrana Janto, ab März wieder erhältlich)
Dieser Einführungstext zur Karte Brigid aus dem Klassiker „Göttinnen Geflüster“ drückt dies wunderschön aus und könnte Anregung sein zu einem Imbolc im Geiste Brigids. Einem Ritual an dem man mit Feuer im Aussen (Kerzen, Fackeln, Laternen, Lichter,…) das Feuer im Innen (Tanz, Kreativität, Getrommel, Gesang, Gedichte,…) repräsentiert. Sich sozusagen eines im anderen spiegelt und ausgedrückt wird. In unserem Ritualkreis werden wir zum Beispiel Gedichte an Brigid vortragen um uns so mit ihrer Energie zu verbinden und gleichzeitig mit unserer Poesie Dank auszudrücken für diese heilenden Kräfte.
Und so bringen wir Licht in das Grau und die Kälte des Winters und halten mit diesem Licht auch das heilende innere Licht am brennen, das sich in dunklen Tagen und Nächten so oft als wärmende und lebenspendende Quelle erweist.
Auch und vor allem in einer Zeit bzw. einem Zeitgeist der so von Negativität und schweren Energien geprägt scheint und in dem man sich als Mensch mit dem Herz am rechten Fleck oft schwer tut angesichts der Entwicklung die unsere Spezies im Kollektiv scheinbar anstrebt.
Und jedes Feuer, jede Kerze, das/die an diesem 1. Februar für Brigid entzündet wird, egal an welchem Ort dieser Welt, trägt seinen kleinen Teil als Gegengewicht bei und erinnert uns auch an unser eigenes Licht das, wenn wir es hegen und pflegen, in jeder Situation zur Kraftquelle werden kann. Mit dem heilenden Segen der Brigid. Dieses Pflegen jedoch verantworten wir selbst mit und Hex weiss, das hierzu auch ein bisschen Selbstdisziplin dazugehört, sowie die praktische Anwendung des Gelernten.
Es sei übrigens erwähnt das man historisch nicht genau festlegen kann ab welchem Moment Imbolc mit der Brigid Verehrung zusammenfiel und warum, doch das spielt heutzutage keine Rolle mehr, denn dieser Sabbat zwischen einer Sonnwende und einer Tag- und Nachtgleiche hat sich im Hexen-, Druiden- und generell Heidentum über die Jahrhunderte als DER Brigid Tag etabliert.
So möge der Segen der Brigid das Feuer eurer inneren Mitte entfachen und Kreativität, Lebensfreude und viele viele Ideen in Euer Leben bringen. Und Heilung auf allen Ebenen.
Blessed Be
Dreamdancer
Dieser Text erschien in ähnlicher Form im 2015er Newsletter der Zwischenwelt und wurde überarbeitet und aktualisiert.
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