Der 590 Seiten umfassende Umfang mag durch sein Format abschrecken beim aktuellen Band aus der Reihe“ “Asgard Sagen” von Voenix und doch ist es absolut wert sich “Bragis lange Heimkehr” zu Gemüte zu führen. Der Roman der die Lebensgeschichte von Bragi, einem der Söhne Odins, erzählt und der uns somit von der Geburt in einer dunklen Höhle Midgards an, über seine Abenteuer als Mensch bis zum Einzug nach Asgard am Leben des künftigen Gottes der Künste teilhaben lässt, braucht ein wenig bis er in Gang kommt, doch ab einem gewissen Zeitpunkt kann man das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Voenix sehr bodenständiger Schreibstil fängt, wie gewohnt, die Atmosphäre dieser rauen Welten hervorragend ein und dazwischen brilliert der Autor mit Feinsinnigkeit und viel verborgener Weisheit die sich zwischen den Zeilen und Erlebnissen verbirgt. Die Abenteuer des künftigen Gottes der von seinem “Glück” ein Gott zu sein nichts weiss, beginnen in der Welt der Menschen wo er sich unter nicht allzu glücklichen Umständen durchschlägt und wo er alle Höhen und Tiefen, Zweifel und Ängste durchmacht, die auch wir aus unseren Leben kennen, natürlich im Rahmen seiner Zeit und Umgebung. Der sensible Charakter von Bragi, der einst zum bekanntesten Skalden in den Welten Midgards werden wird, macht ihn für den Leser greifbar. Das Auf- und Ab seiner Gefühle und die Verzweiflung an der Menschheit lassen ihn zu einer hervorragenden Identifikationsfigur werden. Fehler, Reue, Genuss, Rückzug, Verzweiflung, Euphorie, Schuldgefühle, …. Bragi durchlebt alle Stadien des Menschseins bis er erfährt das er eigentlich ein Gottessohn ist und die Fragen die dies dann aufwirft werden sensibel beantwortet. Von keinem geringeren als Allvater Odin himself. Was den Roman besonders gelungen macht ist die Darstellung der Götter und ihrer Motive sowie der Gesellschaftsspiegel den Voenix zwischen den Zeiten vorhält und mit der die Fragen stellt an denen so mancher verzweifelt. Ein Roman der emotional aufwühlt, dessen Humor zum lachen bringt und dessen Weisheit grübeln lässt. Und einer der Hoffnung macht und mit dem sich so mancher Heide (aber nicht nur) identifizieren können wird, ist Bragi doch ein ein Gott in den man sich hineinversetzen kann. Nebenbei ist es ein Streifzug durch die nordisch/germanische Mythologie der viele bekannte Geschichten und Mythen dieser Welten in ein wunderbar lesbares Gewand verpackt. Und spätestens wenn die Tänzerin Olga, hinter der sich die Liebesgöttin Freyja versteckt, ihren Auftakt hat, ist man gefesselt und fühlt besonders hingebungsvoll mit. Übrigens eine der grossen Stärken von Voenix der die Göttinnen und Götter greifbar macht und der in jeder Hinsicht ihr Wesen grossartig portraitiert. Und spätestens gegen Ende begreift man das die Götter zwar mit uns mitfühlen, manchmal gar mitleiden und in Krisen versuchen aus dem Verborgenen heraus die Hand zu reichen, das sie jedoch nie in unseren freien Willen eingreifen würden. Und so steckt hinter vielen rauen Worten eine grosse Portion spiritueller Philosophie. Ein wunderbarer Roman, nicht nur für Heiden. Und ein lehrreicher obendrein. “Bragis lange Heimkehr”, Asgardsagen 1 – lesenswert von der ersten bis zur letzten Zeile!
Bragis lange Heimkehr: ein wunderbarer Roman
Von Zwischenwelt|2012-08-07T07:56:44+02:00August 7th, 2012|Besprechungen|Kommentare deaktiviert für Bragis lange Heimkehr: ein wunderbarer Roman