Jedem das Seine
Mit vermännlichten Bezeichnungen wie Hexer, Hexerich oder gar Hexenmeister kann Wilhelm Haas nichts anfangen. «Diese Wörter implizieren für mich einen typisch männlichen Machtanspruch», erklärt er in seinem breiten Wiener Dialekt. Dies vertrage sich nicht mit seinem «spirituellen Weg». Ausserdem sei das Wort Hexe im Grunde geschlechtsneutral, lasse es sich doch auf das althochdeutsche «hagazussa» zurückführen: ein sich auf Zäunen aufhaltendes Wesen, ein Wesen an der Grenze also, zwischen den Welten.
Wilhelm Haas zählt sich zu den Wicca-Hexen, einer Gruppierung von modernen Heiden, die sich auf verschiedene überlieferte Mythologien, Bräuche und Rituale beruft, insbesondere auf solche keltischen Ursprungs. Zu den höchsten Werten der Wicca-Hexen gehören Selbstbestimmung, Toleranz und Rücksichtnahme. «Jeder soll seinen ganz persönlichen Weg finden», sagt Wilhelm Haas. «Tu, was du willst, aber schade niemandem» steht als Leitspruch über der Ladentür.
In der «Zwischenwelt» sind denn auch alle willkommen. Gleichgesinnte, Neugierige, Freunde, Fremde. Jeden Besucher begrüsst Dreamdancer mit demselben herzlichen «Hallo». Wer etwas Zeit mitbringt, wird zu einer Tasse Tee eingeladen. Und zum Plaudern.
Willhelm Haas spricht gern, viel, schnell, aber überlegt und präzis. Zuweilen beginnt sein Fuss unter dem Tisch in irrem Tempo zu wippen, als ob es ihn nervös mache, dass seine Gedanken um ein Vielfaches schneller fliessen, als seine Sprache sie mitzuteilen vermag. Er lacht: «Ich weiss, ich bin ein Zappelphilipp.»