Sie beginnt, die Zeit ohne Zeit. Das festgelegte Datum für Samhain/Halloween ist die Nacht von Montag auf Dienstag und auch wenn viele Hexen ihre Feste und Rituale zur Ahnenverehrung und zum Winterbeginn auf Neumond oder praktischerweise aufs Wochenende verschoben haben, so ist diese Nacht dennoch der eigentliche Startschuss zur Saison.

Offiziell ist nun bis zur Wintersonnwende Samhain-Zeit und die dünnen Schleier werden noch bis über die traditionellen Raunächte hinaus das Reisen zwischen den Welten erleichtern.

Ahnenverehrung heisst nicht nur die eigene Blutsverwandtschaft zu ehren, sondern – ganz im Sinne unserer Vorfahren – sind auch unsere Freunde, die bereits ins Sommerland zogen zu den Ahnen dazuzuzählen. Und in meiner Tradition werden gar auch unsere Vorbilder und alle die einen Einfluss auf unseren Pfad genommen haben zu den Ahnen gezählt.

Da nicht alle unserer Ahnen immer nur Gutes im Sinn hatten, müssen wir natürlich nicht jede und jeden mit einbeziehen. Und um ganz ehrlich zu sein: wir müssen gar nichts, aber nicht nur halten wir die Erinnerung lebendig, wenn wir die Verstorbenen ehren, sondern wir danken dafür, dass sie die Wege für uns ebneten und ebenso für die Lehren, die sie für uns bereithielten.

Das Wichtigste, vor allem in der heutigen Zeit, in der man das Thema eher verdrängt, ist jedoch der Fakt, dass das vorübergehende «Sterben» in der Natur (Winter) auch unsere eigene Vergänglichkeit bewusst machen soll und wir dadurch das physische Leben als wertvoller erfahren, wenn wir diese physische Endlichkeit nicht verdrängen. Licht und Dunkel gehören dabei zum Abenteuer Leben dazu, und das Lachen ist genauso heilig wie im Schmerz.

Ob wir dieser Tage nun eine Kerze für die Verstorbenen entzünden, etwas Nahrung, für die uns wohlgesonnenen Geister nach draussen oder auf den Altar stellen, ob wir ein grosses Ritual oder eine besinnliche Meditation durchführen: alles hat seinen Wert, wenn es mit Achtsamkeit und Sinngebung zelebriert wird.

Eine wichtige Tradition ist das Orakeln, denn die dunkle Jahreszeit bietet sich geradezu an dafür. So wie in der Natur nun gewisse Kräfte erwachen (während andere sich zur Ruhe begeben), so erwacht auch in vielen von uns das Verlangen nach Wissen, Erfahrungen und die Sehnsucht nach der Beschäftigung mit den Mysterien des Lebens und des Todes: den beiden Seiten der gleichen Medaille.

Karten, Runen, Pendeln, Scrying, etc. stehen hoch im Kurs und auch wenn so mancher während der Sommerzeit mehr Interesse am «draussen» hatte und die Sonne genoss, so ist der Winter eine Zeit, in der oftmals eine intensive Divination zur Arbeit und Auseinandersetzung mit sich selbst gehört.

Und diese Zeit in Anspruch zu nehmen kann bereits ein wertvolles Opfer an die Götter und Geister sein, denn nichts scheint Mensch heute weniger zu besitzen als diese. Je weniger Mensch von etwas hat, desto wertvoller wird genau dies zum «Opfer» an die Gottheiten, mit denen wir uns beschäftigen (Danke Wotan, für diese Erkenntnis).

Versuche Dir also Zeit zu nehmen und diese Zeit für Dich, Deinen Pfad, Deine Verbündeten zu «opfern».  Doch auch der Gedanke, dass immer etwas sterben muss damit etwas anderes leben kann, sollte uns ein bisschen mehr Respekt vor den Wundern der Mutter Erde, der natürlichen Kreisläufe und unsere Nahrungskette bringen. Vor allem wenn wir Fleisch essen, für das leider immer noch viele Tiere unter unmöglichsten Umständen leiden müssen.

Dass nun auch Winterbeginn wäre, nimmt man in Zeiten des Klimawandels oft gar nicht mehr wahr. Gerade dieses Jahr sind die Temperaturen ungewöhnlich hoch für die Jahreszeit. Aber daran müssen wir uns wohl gewöhnen, denn der Zug für eine schnelle und nachhaltige Änderung unserer Gewohnheiten, um so den menschlichen Einfluss auf das Klima zu minimieren, dieser Zug ist wohl abgefahren, wenn man sich Politik und Wirtschaft, aber durchaus auch die Änderungs-Unwilligkeit unserer Spezies ansieht.

Wer weiss ob und wie unsere Rituale in 10 Jahren aussehen werden?

Aber letztlich ist es nicht wichtig, denn der Jahreskreis im Aussen mag sich etwas in seiner Dynamik verändern (und uns so vor Herausforderungen stellen, von denen wir jetzt erst einen Vorgeschmack bekommen). Der Jahreskreis im Innen, mit seinen Thematiken, der bleibt weiterhin konstant.

Wir kommen, wir sind, wir gehen wieder. Sterben auch in einem einzigen Erdenleben mehrere Tode und erleben mehrere Geburten. Nicht nur im «fleischlichen», sondern jedes Mal, wenn wir eine grosse Veränderung durchmachen. Wenn wir mit etwas beginnen und es zu Ende bringen, wenn wir kreativ sind, wenn wir etwas erschaffen, wenn wir straucheln, fallen, aufstehen, weitermachen. Der Kreislauf des Lebens und des Todes ist nicht nur etwas Physisches, sondern auf mehreren Ebenen erlebbar.

Und die wahre Meisterschaft liegt nicht darin das eine oder andere zu verdrängen, nicht darin sich für «Licht oder Dunkel» zu entscheiden. Sondern darin dies alles als Teil des kosmischen Theaters zu verstehen.

Welche Rolle wir bei diesem Theaterstück übernehmen liegt in unseren Händen. Individuell und als Kollektiv. Das Bewusstsein, dass jede Entscheidung Konsequenzen hat, und genauso, dass nicht jede Handlung zu jenen Ergebnissen führen muss, die wir erwarten, das sollte auch und gerade während der dunklen Zeiten nicht vergessen gehen.

Nicht alles macht Sinn im Leben, aber wir können dem Leben und seinem Chaos Sinn verleihen. Das ist eine grosse Freiheit, die wir gleichwohl verantwortungsvoll wahrnehmen sollten. Dass das Ehren des Lebens und seiner Vielfalt dabei im Vordergrund stehen sollte, ist zumindest den meisten von uns bewusst. Denn es ist ein Wunder. Und das auf jeder Seite des Jahreskreises.

Blessed Samhain. Fröhliches Halloween. Magische Tage und Nächte.

Euer Dreamdancer aus der Zwischenwelt

Im Februar 2023 startet unsere Hexenschule «Crafting» wieder mit den neuen Klassen. Die Anmeldung dazu ist auf unserer Homepage nun freigegeben. 

Crafting ist bereits seit knapp 20 Jahren eine wunderbare Basisausbildung im Bereich Naturreligion und mit seinen starken Wicca-Einflüssen die am längsten ununterbrochen aktive Hexenschule der Schweiz. Magisch und doch bodenständig ist sie ebenso eine «Lebensschule», die einem hilft, den Alltag und sich selbst besser zu meistern, mit Ritualen, Divinationsmethoden, einfachen Übungen und Leichtigkeit, aber auch mit herausfordernden und tiefgründigen, philosophischen Momenten die grosse Freude bereiten können, wenn man bemerkt, dass man durch sie ein paar heilende Schritte weitergekommen ist.

Die Magie und Ethik der neuen Hexen werden ebenso gelehrt wie die Bezüge zur Tradition. Ein Kursjahr zwischen den Welten und Zeiten, ganz im Hier und Jetzt und im Verbund mit der Anderswelt.

Eine Hexenschule, die sich für Jedermensch auszahlt, der für Inspirationen, Denkanstösse und eine liebe- und freudvolle Praxis offen ist. Und in der man seine Erfahrungen untereinander teilen kann, und das nicht nur via Bildschirm, sondern von Mensch zu Mensch. Auch wenn inzwischen eine Online-Teilnahme möglich geworden ist, falls es mal nicht funktionieren sollte mit der Anwesenheit.

In der Gruppe Mittwoch sind noch 2 Plätze frei, die Gruppe am Freitag bietet noch 5 freie Plätze.

Wir sind enorm dankbar, diesen Kurs schon so lange durchzuführen und stolz auf jene, die dadurch auf ihren Weg kamen und auf diesem Fundament aufbauen konnten. Ganz im Sinne des Hexentums und der Wicca Tradition, wo starke Wurzeln dem eigenen Wachstum viel Freiheit ermöglichen und unser eigener «Lebensbaum» dennoch die unterschiedlichsten Früchte trägt.

Blessed Be

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Und ein kleines PPS:

Unser Online-Shop ist nun tatsächlich daran, langsam und stetig befüllt zu werden